Wood K plus: Kick-Off für die Pilze!
04. Februar 2022
Die Idee, Pilzmyzel als Bindemittel für lignozellulosische Materialien zu verwenden, ist nicht neu. Aktuell gibt es weltweit zahlreiche Ansätze, Forschungsgruppen und Firmen, die sich mit dieser spannenden Thematik auseinandersetzen. Auch Wood K plus hat sich mit dieser Fragestellung im Bereich Massivholz und Holzverbundwerkstoffe seit längerem beschäftigt, hierbei verschiedene Ideen verfolgt und sich mit unterschiedlichen Firmenpartnern dazu ausgetauscht. Ergebnis war das Projekt Myco-Insulation, welches im Herbst in der 34. Bridge Ausschreibung der FFG eingereicht und nun bewilligt wurde.
Zentrale Forschungsthematik des 3-jährigen Projekts gemeinsam mit dem Institut für Experimentalphysik der JKU Linz, der DPM Holzdesign GmbH und dem Waldviertler Pilzgarten ist die Entwicklung eines sektorübergreifende Nutzungskonzepts von pflanzlichen Reststoffen aus der Speisepilzzucht für biobasierte Dämmstoffe.
Beim Speise- und Vitalpilzanbau fallen täglich viele Tonnen abgefruchtetes lignocellulosisches Pilzsubstrat als Reststoff an, der bisher direkt als Kompost oder Brennstoff entsorgt wird. Eine höherwertige Verwendung als Ausgangsstoff für die Herstellung von Baumaterialien wie Dämmstoffen ist daher sehr erstrebenswert. Erste Experimente und vorhandene Studien geben einen Hinweis auf die Vielseitigkeit von Materialien aus biogenen Reststoffen mit Pilzmyzel als alleinigem Bindemittel (sg. „Mycomaterialien”). Solche Mycomaterialien sind durch geringe Produktionskosten und perfekte Rezyklierbarkeit im Sinne der Bioökonomie ökologisch und wirtschaftlich besonders nachhaltig.
Das Projekt Myco-Insulation wird sich mit der Erforschung der Herstellung von pilzgebundenen Plattendämmstoffen aus Stroh und anderen lignocellulosischen Substraten, die im großskaligen Anbau von Speise- und Vitalpilzen als Reststoff anfallen, befassen. Es soll im Labormaßstab versucht werden, die Wachstumsparameter- und Ernteprozesse in der Pilzzucht so zu optimieren, dass einerseits eine maximale Ausbeute an qualitativ hoch-wertigen Pilzfruchtkörpern erhalten wird, und gleichzeitig die dabei anfallenden, abgefruchteten Substrate unmittelbar als „ready-to-use“ Plattendämmmaterial herangezogen werden können.
Die große Herausforderung im Projekt Myco-Insulation liegt darin, die Wachstumsprozesse so zu designen und zu steuern, dass eine vorgegebene Form eingesetzt wird, um einerseits Mycomaterialien mit homogenen, glatten und dichten Oberflächenstrukturen entstehen zu lassen, die leicht und porös genug sind und dennoch die notwendige Festigkeit haben, nicht nur die erforderlichen Dämmeigenschaften aufzuweisen, sondern auch gut be- und verarbeitbar zu sein. Gleichzeitig soll im selben Wachstumsprozess im Sinne einer „cross-sectoralen“ Nutzung Anbau und Ernte von Pilzfruchtkörpern stattfinden und diese entsprechend den Anforderungen an die Speise- und Vitalpilzproduktion optimiert werden.
Bild ©Wood K plus